Nachhaltiges, verantwortungsvolles Wirtschaften und Investieren ist ein Megatrend unserer Zeit und wir sehen uns auf diesem Gebiet seit vielen Jahren als Vorreiter. Die Umstellung des Raiffeisen 304 – ESG – Euro Corporates war ein weiterer Schritt auf diesem Weg und war auch aus Risiko-Ertrags-Sicht sinnvoll. Zugleich eröffnen die jüngsten starken Renditeanstiege auf den Märkten neue, verbesserte Ertragspotenziale, wie sie für Euro-Unternehmensanleihen guter Bonität seit über einem Jahrzehnt nicht mehr bestanden.

Das Wesentlichste in Kürze

  • Vereinigung zweier Kernkompetenzen der Raiffeisen KAG: Global Fixed Income und Nachhaltigkeit

  • Gute Gründe für Berücksichtigung von ESG-Kriterien auch aus Risiko-Ertrags-Sicht

  • Massive Renditeanstiege eröffnen Ertragschancen wie schon lange nicht

  • Fondsmanagement setzt aktuell vor allem auf mittlere Laufzeiten und Qualität sowie Finanzanleihen

  • Vieles an Risiken ist bereits eingepreist, weitere Kursrückgänge bleiben aber möglich (z. B. bei unerwartet tiefer Rezession weiterer geopolitischer Eskalation, neuerlichen starken Inflationsschüben)

Mit 01. Juli 2022 wurde der Raiffeisen 304 – Euro Corporates auf ausschließlich nachhaltige Anleiheinvestments umgestellt (nachhaltiger Fonds gemäß Art. 8 SFDR)*. Wie gehabt investiert er auch künftig in Unternehmensanleihen hoher Bonität (Investmentgrade), die auf Euro lauten, doch müssen deren Emittenten auf Basis von ESG-Kriterien ab Anfang Juli als nachhaltig eingestuft sein. Das spiegelt sich auch im Fondsnamen wider: Der Fonds heißt ab Anfang Juli Raiffeisen 304 – ESG – Euro Corporates.

Mit diesem Schritt treibt die Raiffeisen KAG die Umstellung ihrer Fondspalette auf nachhaltige Investments konsequent voran. Bereits vor mehreren Jahren wurden erfolgreich Testläufe für Credit-Portfolios nach ESG-Kriterien gestartet; die Fondsumstellung fußt also auf guten, langjährigen Vorarbeiten. Als ein Vorreiter für nachhaltiges Investieren in Österreich haben wir in den letzten Jahren systematisch und umfangreich das erforderliche Know-How, einschließlich Datenbasis und Investmentprozessen, auf- und ausgebaut. Hervorzuheben ist, dass dies bei hoher personeller Kontinuität erfolgt(e). Der Raiffeisen 304 – ESG – Euro Corporates vereint damit zwei Kernkompetenzen der Raiffeisen KAG: Global Fixed Income und Nachhaltigkeit.

Die Idee hinter nachhaltigen Investitionen

Weitere Gedanken finden Sie in diesem Artikel.

Unternehmensanleihen: Warum ESG-Analysen sinnvoll sind

Verantwortungsvolles Wirtschaften und Investieren sind inzwischen in aller Munde, aber es handelt sich dabei um weit mehr als einen Modetrend oder eine politisch getriebene Entwicklung. Auch aus Risiko-Ertrags-Sicht ist es für Investoren sinnvoll, ESG-Kriterien verstärkt zu berücksichtigen. Denn ceteris paribus dürften sich schlechtere ESG-Werte in höheren Geschäfts- und Finanzrisiken manifestieren, mit tendenziell entsprechend schlechteren Bonitätsratings, gegebenenfalls tendenziell niedrigeren Aktienkursen und höheren Risikoaufschlägen. S&P Global Ratings (vormals Standard & Poor’s) berücksichtigt beispielsweise Corporate Governance (Unternehmensführung) explizit als einen sogenannten „Rating-Modifier“. Corporate Governance, also das „G“ im ESG-Spektrum, ist für Renteninvestoren branchenübergreifend sicherlich der dominante der drei ESG-Faktoren, aber keinesfalls der einzig wichtige. Genau genommen haben gute Renteninvestoren und auch die Ratingagenturen auch schon vor dem ESG-Zeitalter stark auf Corporate Governance geschaut, da diese einen unmittelbaren Einfluss auf Eventrisiken und Bonität haben kann.

Bonitäts-Ratings haben zweifellos einen deutlich höheren Erklärungsgehalt für Creditspreads als ESG-Bewertungen. Aber gutes oder schlechtes Agieren von Unternehmen im Hinblick auf ESG hat wiederum Einfluss auf die Bonität. Somit gibt es einen Zusammenhang zwischen ESG-Risiken, Ausfallsrisiken und letztlich Kreditaufschlägen bis hin zur langfristigen Performance von Unternehmen und ihren Anleihen. Es lohnt sich (auch) aus Risiko-Ertrags-Sicht, ESG-Kriterien bei der Risikoanalyse und der Auswahl von (Unternehmens--)Anleihen zu beachten!

Nachhaltigkeit im Raiffeisen 304 – ESG – Euro Corporates

Das aktive Nachhaltigkeitsmanagement im Fonds erfolgt auf drei Ebenen:

  1. Als Kriterium in der Vorauswahl (Mindestnachhaltigkeit, Vermeidung bestimmter Emittenten, Praktiken, Geschäftsfelder etc.); Ziel: Definition von Nachhaltigkeit, nachhaltiger Mindestanspruch

  2. Als Teil der Strategieentscheidung (Selektion der Einzeltitel prinzipiell nur einschließlich Nachhaltigkeitseinschätzung, Einfließen von Zukunftsthemen, risikobasierte Nachhaltigkeitsanalyse); Ziel: Maximale Performancequalität

  3. Portfoliooptimierung mit Blick auf Rendite und Nachhaltigkeit (Ausgewogenheit der Risikotreiber Creditspreads, Zinsduration, Nachhaltigkeit); Ziel: Nachhaltige Wirkung („Impact“)

90 % des Fondsportfolios müssen einen ESG-Mindestwert von 50 aufweisen, maximal 10 % dürfen in begründeten Ausnahmen einen geringeren Score aufweisen bzw. gar nicht geratet sein. Letzteres ist unter anderem dann sinnvoll, wenn es sich um Emittenten handelt, die sich auf dem Gebiet nachweislich stark verbessern, aber noch nicht das Mindestniveau von 50 erreicht haben. Derzeit weisen rund 84 % des Fonds einen ESG-Score von über 60 aus. Lediglich 5 % weisen einen Score unter 50 aus oder sind nicht geratet.

Nach der ESG-Umstellung umfasst das Investmentuniversum des Fonds ca. 2.500 Anleihen von rund 500 Emittenten. Es ist damit weiterhin hinreichend groß, qualitativ gut, divers und liquide, um jenseits des Nachhaltigkeitsmanagements die Elemente des langjährig bewährten Credit-Investmentprozesses beizubehalten (einschließlich Bottom-up Einzeltitelselektion, Top-down Credit-Management und Duration-Management).

Neben Governance misst das Fondsmanagement auch Umwelt und sozialen Faktoren große Bedeutung bei. Der Fonds investiert daher auch stark in ausgewählte Green Bonds, Social Bonds und Sustainability-linked Bonds (aktuell rund 20 % Portfolioanteil, rund doppelt so hoch wie im Referenzindex).

R 304

Fonds im Fokus

Raiffeisen 304 – ESG – Euro Corporates

Jüngste Renditeanstiege verbessern Risiko-Ertrags-Konstellationen

Die massiven Kursrückgänge der letzten Monate sind für bestehende Renteninvestments wenig erfreulich, aber letztlich die Kehrseite der vorangegangenen guten Erträge des letzten Jahrzehnts und der anhaltenden Periode ultra-niedirger Renditen. Mit Blick auf die Zukunft eröffnen sich damit Ertragspotenziale, die Renteninvestoren seit langem herbeigewünscht haben und wie sie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gegeben waren. Auf den Punkt gebracht, versuchen die Märkte gerade ein Umfeld einzupreisen, indem sie wieder weitgehend auf sich gestellt sind, ohne massive anhaltende direkte Markteingriffe seitens der EZB. Aktuell stehen sie vor allem im Spannungsfeld von Inflations- und Rezessionsrisiken und einer weniger unterstützenden Geldpolitik. Fundamental betrachtet wird sich die aktuell noch immer sehr gute Situation (Zins-Coverage, Verschuldungsgrad, Gewinnsituation, cash flows, extrem niedrige Ausfallsraten) aller Voraussicht nach in den kommenden Quartalen verschlechtern. Zugleich haben die europäischen Credit-Märkte bereits vieles eingepreist, bis hin zu einem milden Rezessionsszenario. In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass ein erheblicher Teil des Renditeanstiegs und der Spreadausweitungen weniger einer verschlechterten Credit-Qualität der einzelnen Emittenten geschuldet sind, sondern vor allem dem veränderten Inflations-/Zentralbankumfeld und den Kapitalflüssen (beispielsweise waren Retailinvestoren zuletzt stark auf der Verkaufsseite). Die Ratingmigration ist unterdessen weiterhin positiv. Es ist am Markt auch keine Panik zu sehen – weder bei Investoren noch Emittenten. Positiv aus Investorensicht ist derzeit unter anderem, dass es wieder attraktive Neuemissionsprämien zu verdienen gibt.

Aktuelle Fondspositionierung

Das Fondsmanagement hat den Fonds in diesem Umfeld bevorzugt in mittleren Laufzeiten (5 bis 7 Jahre) und guten Qualitäten positioniert. Die kurzen Laufzeiten empfindet es gegenwärtig als noch zu teuer, ebenso die qualitativ schlechteren Segmente im Investmentgrade-Universum. Es sieht Single-A-Bonitäten daher derzeit aus Risiko-Ertrags-Sicht als die bessere Wahl gegenüber BBB gerateten Anleihen. Zudem erscheinen Anleihen von Finanzinstituten unter Risiko-Ertrags-Aspekten aktuell als sehr attraktiv. Daher liegt ihr Anteil gegenwärtig nahe am maximal möglichen Niveau von 20 % des Fondsvermögens.

Weitere Spreadausweitungen und Renditeanstiege sowie zunehmende Ausfallsraten sind sicherlich möglich (letztere sogar fast unvermeidlich). Die erzielbaren Renditen kompensieren aber inzwischen gut für diese Risiken. Sicherlich nicht voll eingepreiste Risiken sind beispielsweis eine weitere und anhaltende geopolitische Eskalation und/oder eine schwere Rezession oder weitere, unerwartete Inflationsanstiege. Nichts davon lässt sich ausschließen, solche Entwicklungen sind aber nicht Teil unseres Basisszenarios. Im Gegenzug könnten durch zurückgehende Inflation, eine Kompromisslösung in der Ukraine und/oder einen zumindest teilweisen Abbau von Spannungen und Sanktionen auch positivere Szenarien eintreten als die Märkte derzeit preisen.

Mit anhaltender Volatilität ist sicherlich bis auf weiteres zu rechnen, wobei auch hier die Perspektive gewahrt werden muss: Was aktuell als ungewöhnlich hohe Schwankungen erscheint, war bis vor 10 Jahren weitgehend der Normalzustand, bis dieser von einer Periode extrem niedriger und teils künstlich niedriger (Zentralbanken!) Volatilitäten abgelöst wurde. Letztere scheint bis auf weiteres vorbei zu sein. Im Gegenzug eröffnen sich durch die erhöhten Risiken von Kursschwankungen aber auch wieder bessere Möglichkeiten für aktives Management. Daher blickt das Fondsmanagement trotz der aktuell herausfordernden Marktsituation durchaus mit Optimismus auf die kommenden Jahre.

märkteunteruns

Unsere monatliche Einschätzung zur aktuellen Lage der Kapitalmärkte und deren Entwicklung finden Sie hier zusammengefasst.

* Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR, dt. Offenlegungsverordnung) ist eine EU-Verordnung, die die Offenlegungspflichten von Finanzdienstleistern bzgl. der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsthemen in ihren Prozessen und Produkten regelt. SFDR Art. 8: Der Fonds berücksichtigt im Zuge der Veranlagung ökologische und/oder soziale Merkmale.

Dieser Inhalt ist nur für institutionelle Anlegerinnen und Anleger vorgesehen.

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